06. September 2016

Begegnungsort Buchhandlung bei Proust Wörter+Töne in Essen

Am 6. September fand der fünfte Abend der Münchner Reihe „WIR MACHEN DAS – Begegnungsort Buchhandlung“ statt. Der syrische Dichter und Journalist Yamen Hussein stellte einige seiner Texte vor und sprach mit dem Münchner Autor Fridolin Schley über das Leben in Syrien und Deutschland und das Schreiben in Zeiten des Krieges.

Text: Silke Kleemann
Der Moderator Frank Goosen sorgte für eine entspannte Stimmung an dem Abend.Essen 2016. Foto: Privat
Der Moderator Frank Goosen mit seinen Gästen in der Essener Buchhandlung Proust Wörter+Töne. Foto: Privat

Dass der Erzählsalon am 19. September bei Proust Wörter+Töne auch ein vergnüglicher Abend werden sollte, war dem großartigen Moderator Frank Goosen besonders wichtig. Zu Beginn las er deshalb seine eigens für diesen Abend entstandene Geschichte über Sprachbarrieren und Integrations-Übungen im Internet: „Weine nicht, meine Freund.“

Anschließend berichtete das Ehepaar Bita und Khalil Kermani vom Avicenna Kultur- und Hilfswerk von ihrem aktuellen Einsatz auf Lesbos und in Thessaloniki: Seit Schließung der griechisch-mazedonischen Grenze ist Griechenland für die meisten Menschen auf der Flucht zur Endstation geworden. Auch auf Lesbos geht es auf legalem Weg nicht weiter. 93.000 Menschen sind hier seit Anfang des Jahres gestrandet; im August nur etwa 1000, zum September hin kommen im Schnitt täglich 50, an manchen Tagen aber auch fast wieder 300 aus der Türkei nach. Mit eindrucksvollen Fotos dokumentierte das Ehepaar die dramatische Lage der hier gestrandeten Flüchtlinge. „Die Kermanis arbeiten unter ganz unglaublichen Bedingungen, gehen hier in Deutschland jeweils vier bis sechs Wochen ihrer Arbeit nach, um dann wieder notleidende Flüchtlinge in den Lagern ärztlich zu versorgen”, betonte Frank Goosen, beeindruckt von ihrem Engagement.

Nach einer Pause mit Getränken, Snacks und angeregten Gesprächen berichtete Danny Friedrich von dem Projekt mund:ART und dem von ihm in diesem Rahmen inszenierten Theaterstück „Wir sind wie Sterne“, das Ende August in Essen Premiere hatte. Esra, eine junge Syrerin, und Anas und Musrafa, zwei junge Syrer, erzählten im anschließenden Gespräch von ihren Erfahrungen in Deutschland Fuß zu fassen, ihren Berufswünschen, von zig unbeantworteten Bewerbungsschreiben und ihrem Bedürfnis, insbesondere mehr junge Deutsche kennenzulernen.

Essen 2016. Foto: Privat
Die Syrer Anas und Musrafa gaben Einblicke in ihre Erfahrungen. Foto: Privat

Das Publikum war durchgehend begeistert von dem informativen Abend, den Akteuren und den angeregten Gesprächen mit ihnen. Schön zu sehen war auch, dass trotz des ernsten Themas viel gelacht wurde. Wir konnten zudem die 265,- € Eintrittsgelder – aufgestockt auf 300,- € – als Spende für Avicenna weitergeben und haben zusätzlich noch 160,- € Spenden für hiesige Aufgaben gesammelt.

Klar ist, dass wir weitere Abende zum Themenkomplex organisieren werden: WIR MACHEN DAS!