03. Juni 2016

Meet your neighbours in der Buchhandlung LEHMKUHL

Linda Benedikt und Martin Umbach im Gespräch mit dem syrischen Mathematiker Mohammad Nasir Mohammad über seine Flucht und sein Leben in München.

Text: Michael Lemling
München 2016. Foto: Buchhandlung
Die Münchener Autorin Linda Benedikt (links) und der Schauspieler Martin Umbach (rechts) im Gespräch mit dem syrischen Mathematiker Mohammed Nasir Mohammad (Mitte) über die Gründe seiner Flucht und sein Leben in Deutschland. München 2016. Foto: Buchhandlung Lehmkuhl

Es war eine ungewöhnliche und beeindruckende Veranstaltung, die am 24. Mai in unserer Buchhandlung stattfand. Die Münchener Schriftstellerin Linda Benedikt vom lokalen WIR MACHEN DAS-Bündnis hatte den syrischen Mathematiker Mohammad Nasir Mohammad zu einem Gespräch über seine Flucht und sein Leben in Deutschland eingeladen.

Mohammad floh aus der syrischen Stadt Deir-ez-Zur zunächst in die Türkei, wo er für den amerikanischen Rundfunk arbeitete, die Sendungen nach Syrien ausstrahlten. Als er über Facebook Morddrohungen vom IS erhielt, suchte er den Weg nach Deutschland und kam letztlich nach München. Seine Frau konnte ihm folgen und auch einer seiner Brüder ist mittlerweile hier. Ihre Eltern leben unter Drohungen und Entbehrungen im einem vom IS besetzten Landesteil, Kontakt haben sie nur selten und die im syrischen Krieg verbliebenen Familienangehörigen können ihre Stadt nicht verlassen.

Die 50 Zuhörer der Veranstaltung waren beeindruckt von Mohammads Bericht und noch mehr von seiner kraftvollen positiven Lebenseinstellung und seiner offenen Haltung allem gegenüber, was ihm in Deutschland begegnet. Mit auf dem Podium war auch der Schauspieler Martin Umbach, bei dem Mohammad für fünf Monate wohnte. Beide schilderten im Wechsel, wie bereichernd sie diese Zeit erlebten und was sie alles voneinander lernten. Beeindruckend war für uns Zuhörer vor allem eines: die persönliche BEGEGNUNG und das GESPRÄCH. Es macht einen Riesenunterschied, ob man tagtäglich nur die Nachrichten über die Flüchtlingskrise liest und hört oder ob man jemanden kennen lernt, dessen Erfahrungen auf der Flucht einem den Atem rauben. Danach sehen alle Zahlen und Statistiken zum Thema anders aus. Eine Buchhandlung ist ein guter Ort, um solchen Begegnungen und Gesprächen einen Raum zu geben.

Foto: Buchhandlung Lehmkuhl