Ein Abend mit Weiter Schreiben Mondial im HAU Berlin
Moderation: Caroline Assad, Iryna Herasimovich und Ana Sobral
Das Eis ist dünn für Autor*innen aus Kriegs- und Krisengebieten, die vor Ort bleiben und schreiben oder ins Exil gehen müssen. Die Situationen sind instabil, das Vertrauen in vermeintliche Stabilität gebrochen.
Dass die Worte tragen, ist für Autor*innen aus repressiven Regimen überlebenswichtig, sie zu äußern oft lebensgefährlich. Schriftsteller*innen aus Afghanistan, Ägypten, Angola, Belarus, Burkina Faso, Eritrea, Irak, Iran, Südsudan und Syrien erfahren, dass die Situation, auch im Exil, jederzeit brechen kann.
Zehn Autor*innen aus dem Projekt “Weiter Schreiben Mondial”, bei dem Texte und Briefwechsel von Autor*innen aus den genannten Ländern veröffentlicht werden, sprechen in drei Panels über Grenzen und Freiheit und über Zuschreibungen, die es zu hinterfragen gilt.
16:00 – 17:00 Uhr | Panel 1
Die Illusion der Tragfähigkeit (Ägypten, Syrien, Deutschland)
Dass das dünne Eis vielleicht doch zu tragen vermag, ist sowohl in Krisengebieten als auch im Exil oft eine Illusion. Die Gefahr des Bruchs ist allgegenwärtig, und so bleibt der Wunsch nach Stabilität fast immer unerfüllt. Parallel dazu wächst das Wissen, dass es genau zu diesem Bruch kommen müsste, um ein wirklich tragfähiges Leben aufbauen zu können.
Deutsch-arabische Lesung und Gespräch.
Mit Lina Atfah (Syrien/Wanne-Eickel), Rasha Azab (Ägypten) und Dima Albitar Kalaji (Syrien/Berlin)
Moderation: Caroline Assad
17:30 – 19:00 Uhr | Panel 2
Schweigen, das in den Ohren brennt (Belarus, Eritrea, Litauen, Deutschland)
„Ich bin am Leben“ – so lautet der Titel des Gedichtbands mit dem die eritreische Autorin und Menschenrechtsaktivistin Yirgalem Fisseha Mebrahtu das Wort ergreift. Sie schreibt damit gegen das Schweigen an, zu dem die Diktatur ihres Landes sie bringen will, selbst hier noch im Exil. Die Autor*innen aus Eritrea und Belarus lassen sich das Wort aber nicht verbieten, sondern riskieren für ihr Recht auf freie Rede ihre Freiheit oder gar ihr Leben. Genauso wenig lassen sie sich auf bestimmte Inhalte festlegen, erzählen so eben oft gerade nicht das, was von ihnen erwartet wird und zeigen so: Freiheit des Wortes muss nicht Freiheit von Unterdrückung sein, sondern kann auch Freiheit für das Spiel der Sprache bedeuten.
Englisch-russische Lesung und Gespräch.
Mit Yirgalem Fisseha Mebrahtu (Eritrea/München), Sabina Brilo (Belarus) und Zmicier Vishniou (Belarus)
Moderation: Iryna Herasimovich
19:30 – 21:00 Uhr | Panel 3
Schreiben als Widerstand (Angola, Iran, Afghanistan, Deutschland)
Wie gehen Schriftsteller*innen mit ihrer Rolle als Sprecher*innen von Wahrheiten in Systemen um, die Kritik am Status quo entmutigen oder aktiv unterdrücken? Die Instabilität des dünnen Eises kann durch bestimmte Formen des Schreibens sowohl sichtbar gemacht als auch herausgefordert werden. Was inspiriert Autor*innen dazu, zu kommunizieren, was verborgen, verleugnet oder aktiv zum Schweigen gebracht wurde? Wie kann die Sprache als Mittel eingesetzt werden, um den Status quo in Frage zu stellen? Drei Autor*innen, aus Afghanistan, Iran und Angola, tauschen sich über diese Themen aus.
Deutsch-persisch-portugiesische Lesung und Gespräch.
Mit Cíntia Gonçalves (Angola), Mariam Meetra (Afganistan/Berlin), Soroush Mozzaffar Mogaddam (Iran)
Moderation: Ana Sobral
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Eine Veranstaltung von Weiter Schreiben Mondial in Kooperation mit dem HAU – Hebbel am Ufer. Weiter Schreiben Mondial ist ein Projekt von WIR MACHEN DAS, gefördert durch das Auswärtige Amt.